Bei Ju-Jutsu handelt es sich nicht um ein geschlossenes, traditionelles System, sondern um eine künstliche Zusammenfügung von Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten, wie zum Beispiel Judo, Karate, Aikido, Boxen und Kickboxen. Diese Einzeltechniken wurden auf den Straßenkampf zugeschnitten durch gemeinsame Bewegungsformen zu einer Einheit verschmolzen.
Historischer Vorgänger des Ju-Jutsu ist das Jiu-Jitsu, wie man früher die japanischen Selbstverteidigungsarten im Überbegriff nannte. Waffenlose Selbstverteidigung wurde bereits von den japanischen Samurai praktiziert, geriet aber mit Einführung der Schusswaffen in Vergessenheit. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Jiu-Jitsu in Japan wieder populär, als der deutsche Professor Dr. Baelz es gemeinsam mit Professor Jigoro Kano, späteren Begründer des Judo, an der Universität in Tokyo lehrte.
Anlässlich eines Besuches der japanischen Flotte in Deutschland erhielt der deutsche Kaiser Wilhelm II.&xnbsp; die Gelegenheit, Jiu-Jitsu kennenzulernen. Er war begeistert und beorderte den Japaner Agitaro Ono an die Militärturnanstalt in Berlin. Dessen bester Schüler, Erich Rahn, wurde erster Großmeister im Jiu-Jitsu und eröffnete 1906 die erste deutsche Jiu-Jitsu Schule in Berlin, aus der so große Sportpioniere wie Alfred Rhode und Otto Schmelzeisen hervorgingen.
Da das Jiu-Jitsu wegen seiner Gefährlichkeit nicht für den sportlichen Wettkampf geeignet war, entstanden neue, wettkampforientierte Sportarten wie das heutige Judo oder Karate, während das eigentliche Jiu-Jitsu an Bedeutung verlor. Erst am Ende der 60er Jahre, nicht ganz zufällig zur Zeit der großen Studentenunruhen, besann man auf die Ursprünge der Selbstverteidigung zurück und entwarf aus Elementen des Judo, des Karate und des Aikido das moderne Jiu-Jitsu. Maßgeblich beteiligt waren Werner Heim, Franz Josef Gresch, Richard Unterburger und Klaus Münstermann.
Im Juni 1968 wurde die erste Gürtelprüfung in dieser neuen Sportart durchgeführt. Gleichzeitig änderte man die Schreibweise und nannte das neue System Ju-Jutsu. Dabei bedeutet "Ju": weich, nachgebend, sanft, und "Jutsu": Kunst, der Weg. Heute existieren Ju-Jutsu und Jiu-Jitsu parallel und sind beide im Deutschen Ju-Jutsu Verband beheimatet. Die Techniken sind ähnlich. &xnbsp;
Zusammengefasst aus: Georg und Elke Kulot, Ju-Jutsu Basistechniken, Seite 8 ff.