Wie schon in den letzten beiden Jahren, machte sich auch dieses Jahr Ende August ein kleines Kampfsportteam aus Schwabmünchen und Pfronten auf den Weg nach Split zu einem kleinen, internationalen Turnier (offizieller Name: Gen-Shin-Kann World Cup, aber der Name war etwas zu groß für das Turnier). Mit dabei waren Sebastian Fackler und Andrea Sinner vom TSV Pfronten sowie Lydia Kruse vom TSV Schwabmünchen.
Los ging`s am Dienstag, den 23.8 vom Münchener Hauptbahnhof, denn wir hatten uns entschlossen, die Reise nach Kroatien mit der Bahn anzutreten. Nach dem wir unseren Zug in München knapp erreicht hatten, fuhren wir nach Zagreb, um von dort aus unsere Reise in einem ca. 4,5m2 großen Schlafwagen über Nacht nach Split fortzusetzen.
Der nächste Morgen in Split: super Wetter, heiß, wir wurden vom Bahnhof aus abgeholt und zum „Buzz-Hostel“, unserer Unterkunft gebracht. Den ganzen Tag und den Tag darauf hatten wir Zeit baden zu gehen, uns die sehr interessante Altstadt anzuschauen und uns zu akklimatisieren. Während dieser Aktivitäten trafen wir einige Teams, die wir schon kannten und schlossen Bekanntschaften mit neuen Teams, die zum Ersten Mal dabei waren, darunter ein weiteres deutsches und ein kleines Schweizer Team, mit dem wir in den folgenden Tagen eine interessante Zeit verbrachten.
An den Abenden klärten wir dann kleinere, organisatorische Dinge wie Waage, Hin- und Rückfahrt zur Sporthalle sowie die Trainingszeiten am nächsten Tag.
Für Freitag waren Lehrgänge angesagt. Ein Bus brachte uns und sämtliche anderen Sportler, die im Hostel untergebracht waren, zur Halle. Die Themen der Einheiten erstreckten sich von Hebeln, über Aikido, Judo, Ju-Jutsu und Taekwondo bis hin zum Boxen. So verschieden wie die Themen waren auch die Nationalitäten der Referenten. Auch einige bekannte Sportler waren anwesend, einer von ihnen Bill „Superfoot“ Wallace (USA), bei dem wir eine erstklassige Einheit mitmachten.
Abends waren dann alle zum „Dinner“ eingeladen, es gab ein leckeres Buffet, bei dem wir uns gut unterhielten und unsere neuen Bekanntschaften festigten.
Samstag: bis zum Mittag lief der Tag ähnlich ab wie der Freitag, wir nahmen noch mal an einer Einheit von Bill Wallace teil.
Danach gab es erst mal einige spontane organisatorische Planänderungen und Pannen. Zum einen hätte heute offizielle Waage sein sollen, aber wie sich später herausstellte, gab es überhaupt keine Waage…also dann eben ohne („We trust you…“ da freuen wir uns drüber, aber trotzdem…). Zum anderen fingen plötzlich einige Teamleader an, über das Regelwerk zu diskutieren. Infolge dessen waren manche Handlungen dann plötzlich verboten, andere erlaubt und die Gewichtsklassen wurden nochmals unterteilt. Dabei gab es ein offizielles Regelwerk, so dass Dinge dieser Art eigentlich nicht passieren können…sollten… . Außerdem war es so geplant, dass heute in allen Kategorien, sowohl im Kampf als auch im Traditionellen, die Vorkämpfe sein sollten und morgen dann nur noch die Kämpfe unter den letzten 4. Stattdessen wurde aber am Nachmittag die komplette traditionelle Meisterschaft durchgeführt. Alle Wettkämpfe sollten erst am nächsten Tag stattfinden. Das wäre nicht so schlimm gewesen, wenn uns das mal jemand zuverlässig hätte mitteilen können, wir bekamen aber nur ein „probably tomorrow…“ (wahrscheinlich morgen) zu hören. Also haben wir zugeschaut, wobei man sagen muss, dass manche Auftritte, gerade in der Demonstration von Selbstverteidigungstechniken, absolut sehenswert waren.
Unser Team hatte sich für das volle Programm gemeldet. Alle drei starteten in den Kategorien Grappling (eine Mischung aus Judo und Brazilian Ju-Jutsu, Treten und Schlagen ist verboten), Ju-Jutsu-Kumite und Karate-Kumite (hier sind Würfe nur extrem eingeschränkt erlaubt, es gibt keinen Bodenkampf). Sebastian Fackler startete in der Gewichtsklasse +95kg, Andrea Sinner in der Klasse -65kg und Lydia Kruse in der Klasse -75kg.
Kurz vor der Eröffnung mit Musik und Gesang durch einen kroatischen Polizeichor, erfuhren Andrea und Lydia, dass bei den Damen so wenig Starter gemeldet waren, dass es keine Gewichtsklassen gab, lediglich zwei offene Klassen, eine für alle unter 18 und eine für die Kämpferinnen über 18 Jahren. Trotz ihrer 17 Jahre startete Lydia bei den Damen über 18.
Insgesamt gab es ca. 150 Teilnehmer. Für die Schwaben, die dankenswerter Weise von Herbert Forster, einem Karatemeister aus der Schweiz, gecoacht wurden, eröffnete Sebastian die Kämpfe im Karate. Trotz guter Aktionen verlor er den ersten Kampf, gewann aber seinen zweiten Kampf durch k.o. und konnte sich somit den dritten Platz sichern. Im Ju-Jutsu Kumite verlor er seinen ersten Kampf und schied somit in der Vorrunde aus.
Als nächstes war Lydia im Grappling an der Reihe. Ihren ersten Kampf gewann sie durch Haltegriff am Boden relativ knapp mit 5 zu 3 Punkten, in ihrem zweiten Kampf musste sie sich einer sehr guten Judokämpferin geschlagen geben und erreichte somit den zweiten Platz. Nun kam Andrea auf die Fläche. Obwohl ihr Metier eigentlich das Taekwondo ist, versuchte sie sich auch im Grappling und erreichte den dritten Platz, wobei sie ihren ersten Kampf verlor und ihren zweiten überraschend gewann.
Einige Zeit nach dem Grappling folgte der Aufruf für die Damenkategorie im Ju-Jutsu. Lydia musste als erste ran, gewann ihren Kampf souverän durch gute Fuß- und Wurftechniken. Den zweiten Kampf gewann sie kampflos, da ihre Gegnerin nicht auf der Matte erschien. Im dritten Kampf musste sie noch mal gegen dieselbe Gegnerin wie im ersten Kampf ran und gewann wiederum. So sicherte sie sich den Einzug ins Finale.
Lydia hatte bereits drei Kämpfe hinter sich, Andrea war noch nicht aufgerufen worden…das konnte doch eigentlich nicht sein! Es stellte sich heraus, dass wir in zwei verschiedenen Pools kämpften. Schließlich musste auch sie auf die Matte. In der ersten Hälfte vom Kampf sah es gut für sie aus, sie erzielte mehrere Punkte durch Kopftreffer. Gleichstand kurz vor Schluss. Andrea führte einen Kick zum Kopf aus, der Kampfrichter wertete das auch – doch auf der Anzeigentafel tat sich - nichts! Mit dem Ende der Kampfzeit warf ihre Gegnerin Andrea noch – Andrea stürzte dabei unglücklich auf den Kopf, der Wurf wurde noch gewertet. Ihre Gegnerin gewann, obwohl es Gleichstand hätte sein müssen, und Andrea musste ins Krankenhaus. Während Andrea von einem internationalen Team aus Kampfsportlern hinausbegleitet wurde, wurde Lydia für den Finalkampf im Ju-Jutsu aufgerufen – ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt. Ihre Gegnerin war die Frau, die gerade gegen Andrea gewonnen hatte. Während des Kampfes wurde schnell klar, dass Lydia ihrer Gegnerin im Part 1 überlegen war. Hier holte sie durch Kopf- und Körpertreffer mehrere Punkte, in der zweiten Halbzeit gelang ihr sogar noch ein Wurf mit anschließendem Haltegriff, aus dem sich ihre Gegnerin nicht mehr befreien konnte. So gewann sie mit einem deutlichen Punktevorsprung auch diesen Kampf und errang somit den 1.Platz.
Im Karate der Damen waren nur 2 Starter gemeldet: Andrea und Lydia. Da Andrea im Krankenhaus war, entfiel diese Kategorie. Auch die Grappling-Kategorie von Sebastian wurde nicht aufgerufen, aus welchem Grund, wissen wir nicht.
Nachdem die Siegerehrung vorbei war, hieß es erst mal: Andrea besuchen. Ihr war zum Glück nichts schwerwiegendes passiert, sie musste für die nächsten Tage eine Halskrause tragen, war ansonsten aber fit.
Die vier Medaillen des schwäbischen Teams wurden am Abend mit einem Essen im Hafenrestaurant gebührend gefeiert.
Montag, erst mal ausschlafen…so starteten wir in den Morgen und machten uns einen Faulenzer-Tag mit Stadtspaziergang und Strand. Am Abend rafften wir uns dann aber doch noch dazu auf, ein paar Bilder im Dobok auf einem Steg, während des Weges vom Steg ins Wasser und im Wasser zu machen. Total genial, wenn es auch manchmal anstrengend war, mit dem Dobok im Wasser zurechtzukommen…? Danach gab`s wieder ein köstliches Essen im Hafenrestaurant und danach noch einen Hafenrundgang bis in die späte Nacht hinein.
Oooch, fast schon wieder vorbei! Der letzte Tag in Split brach an. Wir hatten uns entschlossen, eine kleine Wanderung auf den Marjan Hill zu unternehmen, was mit einer unglaublichen Aussicht auf die Stadt, den ihr vorgelagerten Inseln und das Meer belohnt wurde. Spontan gingen wir auf der anderen Seite des Hügels wieder runter, um an einem Strand, den wir von oben aus gesehen hatten, zu baden. Auf dem Weg nach unten gab es einige „Sehenswürdigkeiten“: zwei in den Fels gebaute Kapellen, Kletterrouten, eine kleine Höhle und einen großen Pfirsichgarten…leider waren die Pfirsiche durch Zäune gut gesichert und daher für uns nicht zu erreichen.
Schließlich: Aufbruch, am Abend ging unser Zug nach Hause, aus dem Hostel ausgecheckt hatten wir schon am Vormittag.
Am Bahnhof angekommen, aßen wir noch etwas in einer Bude, was sich, zumindest für Sebastian, als verhängnisvoller Fehler herausstellen sollte: Mitten in der Nacht im Zug Richtung Zagreb machte sich eine Lebensmittelvergiftung bemerkbar. So verbrachten wir die Nacht in einer Notfallambulanz in Gracac und konnten erst am nächsten Vormittag nach Zagreb weiterfahren. Die Zeit, die wir übrig hatten, verbrachten wir mit Gitarre und Gesang auf dem Bahnsteig. Als wir nach vierstündiger Zugfahrt in Zagreb ankamen, es war 15.15 Uhr, das nächste Problem bahnte sich an: Der nächste Zug nach München ging um 21.15 Uhr. Sechs Stunden Aufenthalt in Zagreb – was tun?? Zunächst sahen wir uns die Stadt an, nach etwa drei Stunden setzten wir uns in einen Park und – spielten mal wieder Gitarre. Dabei trafen wir auf einen Menschen der besonderen Art: Er setzte sich zu uns mit den Worten:“I like music“, packte eine Metallleiste und zwei handelsübliche Frühstücksmesser aus und begann, damit auf der Metallleiste herum zu klimpern…es klang super! Der Mensch hat mit seinem etwas unüblichen Instrument ein ganzes Schlagzeug ersetzt! Später, als es langsam Zeit wurde für uns, zum Zug zu gehen, hat er noch in einer Straßenband mitgespielt – krass! So was erlebt man auch nicht alle Tage….
Neun Stunden danach, um 6.15, kamen wir etwas „überfahren“, wie Jens, der uns empfing, meinte, am Münchner Hauptbahnhof ziemlich müde, sonst aber einigermaßen heile, an.
Trotz etwas chaotischer Organisation und zwei Krankenhausaufenthalten und obwohl nicht alle Kämpfe so gelaufen sind, wie man selbst es sich gewünscht hätte, war es doch ein toller Aufenthalt, bei dem wir viel Spaß hatten, viel erlebt haben und vor allem: Viele neue Leute kennen gelernt haben! Wenn es nächstes Jahr zeitlich passt, sind wir wieder dabei, vielleicht endlich mal mit etwas mehr als drei Leuten?