Aus der Abteilung

 

Schwabmünchner Allkämpfer erfolgreich bei den European Budo Games

 European Budo Games

1. Platz bei den European Budo Games:
Lydia Kruse, TSV Schwabmünchen

Die European Budo Games, fanden vom 04. bis 07. September in Immenhausen bei Kassel - und damit erstmals in Deutschland - statt. Mit dabei waren drei Allkämpfer vom TSV Schwabmünchen: Tobias sowie Lydia und Jens .

Dieses europäische Kampfsport – Meeting hat eine interessante Konzeption: von Donnerstag bis Sonntag finden verschiedene Lehrgänge sowie Trainingseinheiten für die Wettkämpfe statt, die eigentlichen Wettkämpfe werden am Samstag und Sonntag durchgeführt. Teilnehmende Sportler haben also die Möglichkeit, an Lehrgängen, Wettkämpfen oder beidem teilzunehmen.

Die kleine Schwabmünchner Gruppe reiste pünktlich zum Beginn der Spiele am Donnerstag Mittag an – als eine der ganz wenigen Mannschaften, wie sich zeigen sollte. Die meisten anderen Teilnehmer kamen doch erst zum Beginn der Wettkämpfe. So hatten die ersten Lehrgänge am Donnerstag fast den Charakter von Privatstunden, wie man sie nicht jeden Tag bekommt, denn der Veranstalter hatte erstklassige Referenten aufgeboten. Tobias, Jens und Lydia konnten mit Peter Rosendahl (6.DAN Ju Jutsu, 6. DAN Taekwondo, u.v.m.), dem Präsidenten des European Budo Council, und Robert G. („Bob“) Ross (8. DAN Ju Jitsu, u.v.m), dem technischen Direktor der Scottish Ju Jitsu Association, trainieren. Einige Sportler, die ebenfalls bereits am Donnerstag angereist waren, gesellten sich später hinzu; darunter auch ein Kämpfer aus den Niederlanden, der, wie sich später eher zufällig herausstellte, mehrmals Weltmeister im Sport Ju Jutsu war. Am Ende des ersten Tages wurde dann in der zweiten Sporthalle das Nachtquartier eingerichtet.

Am Freitag ging es am Vormittag mit dem Training weiter. Während Tobias mit einer Einheit Karate begann, nahmen Lydia und Jens am Wettkampftraining für Ju Jutsu Kumite teil. Zur Erklärung: Ju Jutsu Kumite entspricht im Wesentlichen dem, was in Schwaben als Allkampf-Jitsu Fight bekannt ist. Der Austragungsmodus für Jugendliche unter 16 Jahren ist jedoch etwas anders: gekämpft werden drei Runden zu je einer Minute. In der ersten Runde werden wie beim Taekwondo die Punkte mit Fauststößen und Fußkicks erzielt, wobei die entsprechende Schutzkleidung wie Weste, Handschuhe etc. getragen wird. in der zweiten Runde wird stehend gekämpft, die Punkte werden mit Würfen erzielt. In der dritten Runde ist Bodenkampf an der Reihe. Sieger ist, wer mehr Runden gewonnen hat.

Der Freitag ging mit weiteren Lehrgängen und Trainingseinheiten weiter.

Am Samstag waren dann die Wettkämpfe an der Reihe. Tobias und Jens starteten im Wettkampf „Goshin Jutsu Kata“, bei dem Abwehrtechniken gegen sechs vorgegebene Angriffe zu zeigen waren. Hier gab es zunächst eine böse Überraschung: da beide Akteure als Team gemeinsam gewertet wurden, durften sie nicht zweimal antreten, auch dann nicht wenn – wie es beabsichtigt war – die Rolle von Angreifer und Verteidiger gewechselt wurde. Somit musste eine Entscheidung gefällt werden, wer angreift und wer verteidigt. Tobias überließ Jens den Vortritt und übernahm die Rolle des Angreifers. Nach dem ersten Durchgang lagen die beiden gemeinsam mit einem englischen Team auf Platz drei – es gab ein Stechen. Dieses ging dann knapp zu Gunsten der Briten aus, die Schwabmünchner mussten mit dem undankbaren 4. Platz vorlieb nehmen.

Aber das Team hatte noch ein weiteres Eisen im Feuer – Lydia. Sie war am späten Nachmittag in der Disziplin Ju Jutsu Kumite an der Reihe und hatte in ihrer Klasse zwei Kämpfe zu bestreiten. Aus den vorherigen Wettbewerben war bereits zu erkennen gewesen, dass alle teilnehmenden Nationen die Wettkämpfe ernst nahmen und gute Sportler entsandt hatten, die ihr Land in Immenhausen repräsentierten. Man durfte also gespannt sein.

Im ersten Kampf traf Lydia auf Karolina aus Serbien. Diese legte auch gleich einen furiosen Auftakt hin, aber Lydia ließ sich nicht beeindrucken, wich geschickt aus, landete selber zwei Treffer und gewann die erste Runde. Nun wurde die Schutzweste abgelegt und Runde zwei begann im Stand, genau beim Judo. Hier gelang es Lydia nun, nach kurzer Zeit alles klar zu machen: mit einem nahezu schulmäßigen Hüftfeger („Harai Goshi“) warf sie die Serbin und entschied auch Runde zwei und damit den Kampf für sich.

Nach einer kurzen Verschnaufpause stand schon die nächste Gegnerin bereit, Alexandra aus England, eine Judo- und Ju Jutsu – Sportlerin. Mit 15 Jahren ein Jahr älter als Lydia und körperlich mindestens gleichwertig, erwies sie sich als schwere Gegnerin in einem Kampf, der an Spannung kaum zu überbieten war. Zunächst gewann Lydia die erste Runde. Wie auch schon im Kampf zuvor schien sich das intensive Taekwondo-Training hier auszuzahlen.

In der zweiten Runde gelang jedoch der Engländerin der Ausgleich. Die Entscheidung musste also in der dritten Runde fallen. Beide Kämpferinnen gingen nochmals mit vollem Einsatz zur Sache und lieferten sich eine wechselvolle Runde im Bodenkampf ohne eindeutigen Sieger – Gleichstand am Ende der regulären Kampfzeit ! Nun musste die Runde, die unentschieden geendet hatte, wiederholt werden. In der kurzen Pause gab es auf beiden Seiten intensive Beratungen mit Trainern und Betreuern: wie soll ich am besten vorgehen ? Der anschließende Beginn der Verlängerungsrunde zeigte, dass offenbar beide Akteurinnen mit derselben Taktik die Entscheidung suchten: mit dem Überraschungsangriff unmittelbar nach dem Startkommando. Inzwischen hatte sich nahezu die gesamte englische Delegation am Mattenrand versammelt und gab lautstark Unterstützung, aber am Schluss half es doch nichts. Lydia war den Bruchteil einer Sekunde schneller: es gelang ihr, Alexandra in einen Haltegriff zu nehmen und diesen trotz heftigen Widerstandes zehn scheußlich lange Sekunden geschlossen zu halten, bis endlich dass erlösende „Yame !“ vom Kampfrichter kam. Damit gewann Lydia auch den zweiten Kampf und errang damit den Gesamtsieg in ihrer Klasse.

Am Abend des Wettkampftages gab es ein reichhaltiges Abendbuffet, welches sich die Sportler redlich verdient hatten, gefolgt von einem Abendprogramm mit spektakulären Darbietungen und Showeinlagen. Nach einer recht kurzen Nacht in der Grundschulturnhalle und zwei Stunden Lehrgang am Sonntag Vormittag bei einem sehr kompetenten Großmeister aus Belgien traten die Schwabmünchner am Mittag des 07. September die rund 500 KM lange Heimreise an.

Neben dem teilweise sehr guten sportlichen Erfolg nimmt unsere Mannschaft weitere, vielfältige Eindrücke mit nach Hause. So bleibt die faire und freundschaftliche Atmosphäre zwischen den Sportlern unterschiedlichster Nationen und Graduierungen ebenso in positiver Erinnerung wie das unermüdliche Engagement des Immenhausener Judovereins, dessen Mitglieder während der gesamten Veranstaltung von früh bis spät ein Verpflegungsbuffet bereitgestellt haben, von dem manch Pension sich eine Scheibe abschneiden könnte.

Einzig in der Ablauforganisation der Veranstaltungen und Wettkämpfe durch das EBC gab es Punkte, die einer zum Teil deutlichen Verbesserung bedürfen. Hier fehlte es oft an gesteuertem Informationsfluss. Einfache Fragen wie: wo ist der Wiegeraum für die Damen ? Wann findet der Goshin-Jutsu Wettbewerb statt ? Welche Lehrgänge laufen nach dem Mittagessen ? konnten von den meisten Leuten aus der Leitung des European Budo Councils nur mit „weiß ich nicht – frag’ bitte Peter (Rosendahl)“ beantwortet werden. Auf die Frage, wo Peter denn zu finden sei, kam „weiß ich nicht“. Diese Unsicherheiten über das „wer tut was wann wo und wie“ führte bei dem ein- oder anderen Trainer und auch Kampfrichter zu Frust und Aussagen wie: „hier komme ich nächstes Jahr nicht mehr her“.

Das wäre allerdings schade, wenn es soweit käme. Auch das Präsidium des EBC hat die aufgetretenen Mängel registriert und es bleibt zu hoffen, dass es für Abhilfe sorgt. Ein klein wenig mehr Information und Koordination sollte kein Hexenwerk sein.

Für die nächsten European Budo Games, die 2009 dem Vernehmen nach in Schweden ausgetragen werden, muss das Motto gelten: „Gutes erhalten und Verbesserungswürdiges verbessern“. Wenn dies gelingt – vielleicht ist der TSV dann wieder mit einer Mannschaft dabei.