Fünf Jahre, seit der Trennung der Abteilung Taekwondo des TSV Schwabmünchen und der Privatschule Chon-Ji, sind es nun her, dass die Abteilung Taekwondo/Allkampf-Jitsu einen Danträger ausgebildet hat. Doch das ist jetzt, seit Samstag, den 09.12.2006, vorbei.
An diesem besagten Samstag im Dezember meisterte, im wahrsten Sinne des Wortes, Tobias Krüger seine Prüfung zum Schwarzgurt, den ersten Dan, in der Sportart Allkampf-Jitsu. Er trat damit vom fortgeschrittenen Farbgurtschülergrad in den Meisterrang über. Tobias schnupperte, vor gut sieben Jahren beim Selbstverteidigungslehrgang im Ferienprogramm der Stadt Schwabmünchen zum ersten mal die Allkampfluft, ehe er im Januar 2001 der TSV-Abteilung beitrat.
Der Weg vom Anfänger zum Fortgeschrittenen und weiter zum Meister, über die Farben Weiß, Gelb, Orange, Grün, Blau und Rot zu Schwarz (jeweils mit einer Zwischenprüfung z.B. gelborange, orangegrün usw.) ist weit, anstrengend und beschwerlich. Es erfordert Ausdauer und viel Durchhaltevermögen. So dauert die Ausbildung in der Regel gute fünf Jahre. Da ist es nicht verwunderlich, dass einige das Handtuch werfen.
Doch das alles kam für Tobias nicht in Frage. Im Juni 2001 legte er die Prüfung zum Gelbgurt ab. Daran schlossen sich die Jahre harten Trainings an, welche Tobias aber sehr gut meisterte. Er arbeitete sehr hart an sich und gab nie auf. So ist es nicht verwunderlich, dass er sich im Schnitt alle sechs bis acht Monate einer weiteren Farbgurtprüfung stellte und unterzog. Im März 2005 absolvierte Tobias dann seine letzte Farbgurtprüfung. Nun schloss sich ein Jahr „Zwangspause“, welche zwingende Voraussetzung zur Prüfung zum Schwarzgurt ist, an, da der Dananwärter in seine neue sehr verantwortungsvolle Rolle hinein wachsen soll. Sinnbildlich von der Knospe zur Blüte und weiter zur vollendeten Frucht, reich an Farbe und Schönheit um bereit zu sein selbst wieder weitere Früchte hervor zu bringen. Sein Wissen weiter zu geben. Jetzt also war es endlich soweit, die Schwarzgurtprüfung stand an. Das Ziel war klar: Der erste Dan.
Wer aber glaubt so eine Schwarzgurtprüfung sei nur reine Formsache, der irrt sich gewaltig. So ahnte auch Tobias dass diese Prüfung kein Zuckerschlecken werden würde. Aber er war gewappnet, hatte die Hinweise und Warnungen seines Trainers ernst genommen und sich in den letzten Monaten gründlich vorbereitet.
Nun war es also soweit. Um zwölf Uhr mittags trafen sich Tobias, sein Trainer und acht weitere seiner Allkämpfer/ innen, welche sich die Prüfung nicht entgehen lassen wollten, um Tobias die gebührende, zumindest moralische, Unterstützung zu geben. Nach gut 45 Minuten Fahrzeit trafen alle in Jettingen, dem Geburtsort des Allkampf-Jitsu vor 38 Jahren, ein. Pünktlich um 14 Uhr begann dann die Prüfung.
Zunächst waren die Allkampf Kombinationen an der Reihe. Sie mussten alle ohne Pause vorgetragen werden. Im Anschluss waren die Allkampf Formen gefragt. Auch sie mussten ohne Pause gezeigt werden. Selbst der kleinste Laie konnte erkennen, dass diese beiden Programmpunkte sehr kraftraubend sind. Weiter ging es mit den Griffen aus dem Vorprogramm (Überprüfung der „alten“ bereits geprüften Techniken aus den Farbgurtgraden), immerhin waren dies 36 von 90 möglichen Griffen, Hebeln und Würfen. Welche dieser Techniken abgerufen werden, ist den Probanten vorher natürlich nicht bekannt.
Kaum war dies geschafft, schlossen sich die Griffe zum Dangrad, weitere 15 Techniken, an. Geschafft!? Pause? Nein, wenn überhaupt, höchstens ein kurzer Verschnaufer. Denn schon musste sich gegen zehn frei und willkürlich vorgetragene Angriffe verteidigt werden. Aber jetzt, Pause?! Gar nicht daran zu denken. Schon gesellte sich ein weiterer Angreifer hinzu und Tobias musste sich jetzt mit gleich zwei angreifenden Gegnern „herumschlagen“ und sich zur Wehr setzen. Danach stand die Fallschule und das Abrollen auf dem Programm. Irgendwann musste doch das Ende endlich erreicht sein, oder? Ja, irgendwann schon, aber noch nicht.
Den Abschluss der Prüfung bildete der Bruchtest. Und dieser folgt nun. Es galt zwei 3,5 cm starke und 40 x 40 cm große Bretter zu zerbrechen, welche obendrein auch noch völlig nass und schwer zu zertrümmern waren. Hierfür hatte sich Tobias einen gesprungenen Abwärtsfußtritt und einen Fauststoß überlegt. Also, auf zur Durchführung, Bretter samt „Bretthalter“ (diese waren weitere Prüflinge) aufgestellt und eingerichtet. Kurz noch ein kontrollierender Blick, Verneigung zum Prüfungsgremium und ... zwei kurze Kampfschreie mit gleichzeitigem lauten Bretterkrachen und ... entzwei, beide Bretter waren nur noch Feuerholz.
Endlich, für Tobias war das Prüfungsprogramm hiermit beendet. Noch einmal zu den Prüfern (Jakob Beck 10. Dan und Gründer des Allkampf-Jitsu, Ernst Sengotta 8. Dan und Friedrich Kosak 7. Dan und Präsident der Deutschen Allkampf Union). Bei dieser Verneigung konnte man Tobias ansehen, wie die Anspannungen jetzt förmlich von ihm abfiel. Er hatte ein gutes Gefühl. Das durfte er auch haben und es sollte ihn auch nicht täuschen. Er, Tobias wurde Zweiter, mit nur minimalem Punkteabstand zum Prüfungsbesten aber dafür mit umso mehr Abstand zu den weiteren Prüflingen.
So war, nach Überreichen der Dan Urkunde, nicht nur Tobias selbst sehr stolz, sondern auch seine mitgereisten Teamkollegen und ganz besonders Thomas, sein Trainer. Dieser hatte nun die Ehre, seinem Schüler das letzte Mal den neuen Gürtel, den Schwarzgurt, umzubinden und Tobias in der Riege der Meister begrüßen zu dürfen. Somit verfügt die Abteilung Taekwondo/Allkampf-Jitsu nun über vier Schwarzgurtträger und mit Florian Röhricht über einen weiteren Dan-Anwärter.