Vier Schwabmünchner Teams traten beim 24. Original Pfrontener Schalenggar-Rennen an. Der Pfrontener Schalenggen Verein e.V. lud wieder am Faschingssamstag zum original Hörnerschlittenrennen am Kappeler Berg ein.
Umrahmt von einer Musikband und moderiert vom altbekannten Talkmaster Pius Lotter fand dieses Faschingsspektakel statt. Auch heuer waren wieder zwischen 3000 und 4000 Schaulustige mit von der Partie. Zum Festtag wird extra das Kappeler Schalenggenbier gebraut und ausgeschenkt und auch für das leibliche Wohl war durch mehrere Schneebars entlang der Rennstrecke bestens und reichlich gesorgt.
Dieses Jahr gingen über 235 Teams an den Start, um die präparierte Piste maskiert hinunterzusausen. Darunter waren auch 35 rein weibliche Teams vertreten, was heißt, dass dieses Spektakel nicht nur für „Harte Jungs“ sondern auch für „Harte Mädels“ eine actionreiche und abenteuerliche Herausforderung ist. Ein Team besteht aus einem Fahrer, dem Schalenggar, einem Helfer und einem originalen „Schalengge“ (ohne Lenkung, Bremse oder sonstiger Hilfsmittel). Bei diesem Rennen geht es nicht nur ausschließlich um Geschwindigkeit oder Bestzeiten, sondern auch und vor allem um die Gaudi, so bekommt jeder eine Urkunde und Anerkennung auch wenn sein Schlitten zu Bruch geht, vorausgesetzt das Team kommt mit einem Teil des Havaristen (egal wie groß) zu Fuß ins Ziel gelaufen. Jeder Teilnehmer erhielt bei der Siegerehrung ein schönes, mit Stickerei versehenes Käppi und eine Urkunde mit Bild.
Vier Teams aus Schwabmünchen meldeten sich zum diesjährigen Rennen an, was eine Steigerung gegenüber 2005 von 100% bedeutete! Initiator war wie wieder Günther Schuler, welcher sich bereits fünf Schlitten für diese Veranstaltung organisierte und dann in mühevoller Kleinarbeit diese über Wochen hinweg restaurierte. Nach getaner Arbeit hieß es nun für Günther die Teams zu finden und zusammenzustellen. Hierbei half ihm Siegfried Erhard. Beide kennen sich schon seit langem und haben miteinander auch schon viel Erfahrung beim Schalenggen-Rennen. Nach ein paar Überlegungen konnten beide dann auch insgesamt vier Teams zusammenstellen, darunter ein Frauenteam. Und auch ein Name, unter welchem an den Start gegangen werden sollte, war alsbald gefunden: „Menkinger Holzwurm Hörner“.
So fanden sich folgende Paarungen (Schalenggar und Healfar): Luger Klaus und Gruber Albert, Erhard Siegfried und Frühholz Norman, Erhard Petra und Wöhrle Raphaela, Schuler Günther und Heiß Thomas. Für Raphaela, Norman und Thomas war es das erste Mal, dass sie bei diesem Spektakel dabei waren.
Los ging es am „rußigen Freitag“, um 14:30 Uhr war Abfahrt, mit vier Schlitten im „Gepäck“. Die Fahrt nach Pfronten- Kappel dauert rund eineinhalb Stunden. So bezogen wir gegen 17 Uhr, nach einer halbstündigen Wanderung durch einen mehr als knietiefen Schnee, unser Nachtlager und „Domizil“, eine private Wochenend-Berghütte von Siegfrieds Eltern.
Anschließend wurde die Piste besichtigt und die Schlitten „eingefahren“. Dies geschah gegen 21:30 Uhr, manch einer mag wohl sagen „völlig Verrückte um diese Zeit“. Mag sein, doch bei einem nur leicht bedeckten Nachthimmel konnten die Gefahrenpunkte der Strecke gut ausgemacht werden. Wir zogen also, immer zu zweit, unsere Schlitten (immerhin wiegt so ein Gefährt zwischen 25 und 30 Kilo) bergauf. Selbstverständlich war es nicht gestattet die Rennstrecke zu benutzen, um ins Tal zu rauschen, aber zum Ausprobieren unserer Gefährte eignete sich auch der Geh- und Fahrweg zum Start.
Würden die Schlitten gut genug für den nächsten Tag sein? Dies konnte nach einer rasanten Abfahrt getrost mit „Ja“ beantwortet werden, das Material war also in Ordnung. Und dennoch zeigten sich die ersten „Ausfälle“. So überstand eine Hose die Talfahrt nicht unbeschadet und auch so manche Sohle des einen oder anderen Schuh verabschiedete sich und musste notdürftig mit Tapeband geklebt werden. Nach dem die Schlitten wieder verladen waren, hieß es früh zu Bett gehen, das taten wir auch, wir gingen in der Früh (gegen vier Uhr morgens, nach einem zünftigen Hüttenabend) ins Bett.
Um acht Uhr begann bereits die Vorbereitung auf das große Rennen. An der Rennstrecke angekommen, sah diese natürlich ganz anders aus als Nachts. Jetzt kamen die scharfen Kurven und steilen Abfahrtsstücke erst so richtig zur Geltung. So stellte sich die Frage: „Worauf hat man sich hier wieder eingelassen?“. Diese Frage stellte sich zum zweiten Mal oben beim Start, als man die ersten 50 Meter der Strecke bis zu einer Bretterwand einsah, freilich war vor dieser Wand eine Kurve, aber die war so zu sagen „saumäßig scharf“. Mein Trost war, dass ich mit diesen Gefühlen wohl nicht alleine war, was so manch anderem ziemlich deutlich ins Gesicht geschrieben war. Doch dies sollte sich bei allen legen sobald der Start für jeden einzelnen Schlitten freigegeben war. Und auch das Schalenggar-Festbier tat das seine zur Beruhigung der Schlittenbesatzungen.
Die Registration endete um elf Uhr und die Schlitten mussten wieder den Berg hinaufgezerrt werden. Um Punkt 12 Uhr viel der Startschuss, nun ging es ans „Eingemachte“. Die Ziele waren uns „Menkinger Holzwurm Hörner“ allen klar. Verbesserung der besten Platzierung aus dem vergangenen Jahr, damit auch verbunden die damals gefahrene Zeit zu unterbieten. Damals war Günther und Klaus trotz eines kleinen Patzers mit 1:04,99 Minuten auf dem 41. Platz gefahren. Das war Ansporn genug für uns, dies wollten wir alle unterbieten. Die Schneelage und die Pistenverhältnisse waren vielversprechend und der Wille natürlich ungebrochen.
Als erster von uns „Holzwurm Hörnern“ ging mit der Startnummer 45 Klaus (als Wikinger verkleidet) und Albert (als Wandergeselle) ins Rennen. Doch was war das? Die Fahrt der beiden endete bereits nach, eben diesen oben beschriebenen, ca. 50 bis 75 Metern. Da krachten beide samt Schlitten fast völlig ungebremst eben in diese Bretterwand, sie hatten die Kurve nicht richtig erwischt. Die Folge war erheblich, beide landeten unsanft im Eisschnee der Piste, doch was noch schlimmer wog, die Fahrt konnte nicht fortgesetzt werden, Totalschaden am Schlitten. Es blieb für die beiden nur ein kleiner Trost, sie waren nicht die einzigen mit kaputtem Hornschlitten. Wesentlich besser machten es da schon Siegfried und Norman (beide als „wüste Räuberleut“ getarnt). Sie gingen mit der Startnummer 85 ins Rennen, legten eine Wahnsinnsfahrt hin und absolvierten die knapp 1000 Meter lange Strecke mit einer ganz tollen Zeit in nur 1:03,49 Minuten. Mit der Startnummer 185 gingen Günther und Thomas (beide als Waldstanz bzw. Waldschratz verkleidet) auf die Piste. Sie vereinbarten vor der Fahrt, dass Günther laute Kommandos geben sollte, doch diese, so stellte sich heraus, hörten zwar die Zuschauer aber nicht Thomas, der hatte nur das krachige Fahrgeräusch des Schlittens und eine gehörige Portion Schnee im Ohr.
Aber dennoch legten sie eine super Fahrt hin und ergänzten sich gegenseitig ganz hervorragend, als ob sie dies schon immer taten. Günther steuerte den Schlitten geradezu hervorragend und fehlerfrei und mit einem „Affenzahn“. Doch zirka zehn Meter vor dem Ziel übersahen beide eine Bodenwelle und Günter „zog“ es unter den Hornschlitten, so dass er nur noch mit den Achseln am Schlitten hing. Thomas reagierte prompt, ließ – zum Leidwesen von Günther – diesen nicht mehr unter dem Schlitten hervor kriechen und schob den Schlitten die letzten drei bis fünf Meter übers Ziel. Beide hatten ein gutes Gefühl was das Rennen betraf. Jetzt stellte sich für sie die Frage: Wie schnell waren sie, reichte die Zeit um der schnellste Schlitten der Schwabmünchner zu sein? Nach einem Blick auf die Zeittafel konnten beide ihren Augen nicht trauen, denn dort stand eine ganz hervorragende Zeit von unter einer Minute mit nur 58,23 Sekunden. Am Ende bedeutete diese Zeit den 23. Platz, und dies trotz des Fehlers kurz vor dem Ziel.
Jetzt warteten alle Menkinger, nicht nur die Menkinger-Holzwurm-Hörner, sondern auch die zahlreich erschienenen Zuschauer aus Schwabmünchen, welche mit einem eigens für das Pfrontener Schalenggen-Rennen gecharterten Bus der Firma Stuhler Schwabmünchen anreisten, auf den Menkinger Mädchenschlitten. Mit der Startnummer 205 waren Petra und Raphaela (beide als urige „Lederhosen-Dirndl“ verkleidet) im Starterfeld doch sehr weit hinten. Aber auch sie legten eine ganz tolle und fehlerfreie Fahrt hin, absolvierten die Strecke mit 1:26,12 Minuten in einer guten Zeit. Damit konnten sie sich einen ganz tollen 17. Platz in der Damen Wertung erzielen.
Letztlich waren alle mit ihren Platzierungen und Leistungen voll zufrieden. Und eine riesen Gaudi war es für alle. Eines aber ist jetzt schon sicher, auch nächstes Jahr, wenn es heißt: „Auf geht´s zum 25. Pfrontener Schalenggar-Rennen“, sind wir wieder mit von der Partie. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja bis dahin dann auch den ersten „Schwabmünchner-Holzwurm- Hörner“ Club, denn einen solchen zu gründen schwebt Günther schon seit längerem vor.
Sollte jetzt der eine oder andere die Lust verspüren und ebenfalls an diesem Schalenggar-Hornschlitten-Rennen teilnehmen wollen, und sei es nur als Zuschauer einfach bei Günther Schuler (Tel: 0172-8357144) melden. Gleiches gilt übrigens für Bezsitzer alter Hornschlitten, die irgendwo auf dem Speicher liegen und keiner mehr so recht brauchen kann (die Schlitten, nicht die Besitzer). Bei uns sind alle herzlich willkommen!