In einem einfachen Reflexbogen geht die Meldung an das Rückenmark, das unter sofortiger Umschaltung, d.h. ohne Einbeziehung des Gehirns, einen Impuls zur Kontraktion in den betreffenden Muskel ausschickt. Wenn die Dehnung dennoch über diesen ersten Widerstand hinausgeht, z.B. durch äußere Einwirkung, tritt die Sehnenspindel über einen ähnlichen Reflexbogen in Aktion. Im Gegensatz zur Muskelspindel bewirkt diese jedoch eine Hemmung der reflektorischen Kontraktion, und der Muskel erschlafft. Sinn dieser Erschlaffung ist es dem Muskel noch eine gewisse Dehnungsreserve zu geben, bevor er reißt. Die Reizschwelle, an der diese Rezeptoren in Aktion treten, ist weitgehend vom Bewegungsausmaß abhängig. Bei mangelnden oder auch eingefahrenen Bewegungen sinken die Sollwerte der Meßfühler, und die Muskeln reagieren auf jede ungewohnte Dehnung hochempfindlich. Die Folge ist, daß man seine Bewegungen noch weiter einschränkt - schließlich wird man steif und unbeweglich. Oft genügt dann nur eine geringe Überdehnung, um eine Alarmreaktion des Dehnungsreflexes auszulösen, und eine überstarke Kontraktion reißt den Muskel am Sehnenansatz ab. Auch ein ungenügendes Zusammenwirken der Reflexmechanismen oder einfach nur die mangelnde Elastizität kann schnell eine Zerrung verursachen.

Die Dehnungsstellung wird langsam eingenommen

Die Längenmeßempfindlichkeit der Muskelspindeln kann sich bis zu einem bestimmten Grad anpassen. Dieser Anpassungsvorgang, der nach komplizierten neurophysiologischen Mechanismen abläuft, braucht eine gewisse Zeit. Bei schnellem, ruckartigem Dehnen setzt daher der Dehnungsreflex früher ein. Deshalb soll die Dehnung langsam begonnen und ebenso langsam beendet werden.

Die Dehnungsstellung wird gehalten

Wird die Dehnungsstellung gehalten, so erlahmen nach etwa 6 - 8 Sekunden die Impulse der Muskelspindeln. Fühlbar ist dies durch ein Nachlassen der Spannung. Der Muskel wird weicher, so daß die Dehnung nach dieser Zeit noch etwas verstärkt werden kann und etwa weitere 10 - 20 Sekunden beibehalten werden soll. Zu den Zeitangaben liegen verschiedene und teils widersprüchliche Aussagen vor. Viel wichtiger jedoch als ein Zählen von Sekunden ist es, Spannung und Entspannung im Muskel erfühlen zu lernen.