Die Bedeutung des Begriffs „Hyong“ variiert je nach Definition, grundsätzlich wird mit Hyong eine Kombination von Angriffs- und Verteidigungstechniken bezeichnet. Viel wichtiger für das große Interesse, gerade der europäischen Länder, an der Hyong ist aber, dass im Formenlauf auch das Konzept der Menschenwürde zum Ausdruck kommt, das in allen Kampfkünsten enthalten ist. So liegt dem fundamentalen Prinzip der Hyong die Ansicht zugrunde, dass das Wesen des Menschen in der gegenseitigen Anerkennung begründet ist.
Im Folgenden sollen Perspektiven aufgezeigt werden, welche die Hyong zur Grundlage für das Verständnis einer Darstellungskampfkunst machen. Den die Hyong eröffnet uns Einblicke in das grundlegende Verständnis der Kampfkunst in unserer Zeit. Als „Darstellungskampfkunst“ kann die Hyong bezeichnet werden, da der Formenläufer hier seine Absicht und sein Gefühl zeigen kann, indem er sich der sichtbaren Form der Verteidigungs- und Angriffstechniken bedient.
Die Techniken der Hyong und ihr Schrittdiagramm haben zunächst den Zweck, durch den Kampf mit einem scheinbaren Gegner Verteidigungs- und Angriffstechniken zu entwickeln und sich auf einen tatsächlichen Kampf vorzubereiten. Darüber hinaus aber kann uns die Geistigkeit der Hyong auch helfen, unsere Identität als freie Person zu finden und so auf sinnvolle Weise zu handeln.
Denn die Hyong enthält die philosophische Weltanschauung, durch die der Mensch in der modernen Leistungsgesellschaft seine Selbstentfremdung überwinden kann.
Die Hyong kann allein, im kreativen Zusammenspiel und im sorgfältigen Umgang mit den verschiedenen Techniken entwickelt werden (darunter ist keine Neuentwicklung oder Neuerfindung einer weiteren Form zu verstehen). Was unser Thema angeht, so sind primär folgende vier Gebiete wichtig: die Grundbewegung, die Techniken zum Schutz des Körpers (Selbstverteidigung oder Hosinsul), die Darstellungsfähigkeit und die Rolle des Trainers aus pädagogischer Sicht. Daraus ergeben sich zehn Teilelemente, die man als die „zehn Gebote der Hyong“ bezeichnen kann.
Die Grundtechniken stehen nicht zuletzt auch in Verbindung mit der unbewussten Entwicklung aller Organe, die das Wesen jeder einzelnen Kampfkunst unmittelbar berührt und ihre gesamte Vollendung entscheidend bestimmen kann. Problembereiche in der Kampfkunst waren für westliche Menschen schon immer Dwigubi Beomsegi und Hakdari. Diese Probleme haben nach modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen auch mit den Lebensgewohnheiten der europäischen Länder zu tun. Es ist bekannt, dass im Vergleich zur asiatischen Sitzkultur (dem Buddha- oder Schneidersitz) die westliche Tradition (das Sitzen auf Mobilar) das für Dwigubi-, Beomsogi- und Hakdari -Stellungen wichtige körperliche Gleichgewicht beeinträchtigen kann. Bei der asiatischen Sitzkultur entwickelt sich der Beckenwinkel gerader als bei der westlichen Lebensführung. Deshalb müssen Menschen aus dem westlichen Kulturkreis gerade an diesen Problembereichen besonders intensiv arbeiten und entsprechend trainieren.
Durch das Stoßen der Faust aus der Hüfte nach vorne und dem
anschließendem zurückziehen der Faust zum richtigen Punkt
unterhalb der Rippen, erlernt man, die Kraft aus der Hüfte zu
nehmen und auf die Arme übertragen.
Durch die korrekte Haltung der
Fäuste zeigt man einen starken und feinen Ausdruck. Die Hälfte
aller Hyong-Techniken besteht aus Chirugi. Deswegen sollte man den
Juchumso-chirugi viel üben.
In einem Hyong-Wettkampf entscheiden die kleinsten Fehler über Sieg und Niederlage. Den Unterschied zwischen dem Fauststoß mit der Kraft der Schulter und mit der Dynamischen und zugleich elastischen Kraft der Hüfte erkennen höhere Danträger (Meister bzw. Punktrichter) sofort.
Bei Hyong-Wettkämpfen kann man oft beobachten, dass gute Hyong-Läufer immer eine bestimmte Hyong ausgewählt haben. Das ist genau wie beim Essen, wo wir uns ja auch das köstlichste Gericht aussuchen. Hyongs mit gutem Schrittdiagramm sind allgemeinen Meinungen nach einfach, sie umfassen häufig Chirugi mit Daro-Stellungen und mehrfache Kombinationstechniken. Vermieden werden sollten hingegen 180 Grad-Drehungen mit dem vorderen Bein. Die gute Auswahl der Hyong ist schon ein halber Sieg!
Denn so werden die einzelnen Bewegungen nicht unvermittelt ausgeführt,
sondern die vorausgehende bereitet die folgende vor und bildet ihre
Grundlage. Die tiefe Körperhaltung erweist sich als
außerordentlich hilfreich für die schnelle Bewegung und
den kraftvollen Ausdruck des Formenläufers. Die tiefe
Körperhaltung kann sich deshalb auch auf das Urteil der
Kampfrichter positiv auswirken, vor allem weil die Kampfrichter
langjährige Erfahrung in der Kampfkunst haben.
Bis hierher haben wir uns vor allem mit einigen Grundlegenden Gedanken
zum Wesen des Hyonglaufs beschäftigt und die Bedeutung der
Grundbewegungen durchleuchtet. Im zweiten Teil sollen nun Techniken
für die Selbstverteidigung, die Darstellungsfähigkeit und
der Unterricht in pädagogischer Sicht im Mittelpunkt stehen.
Die Techniken können des Taekwondo im Sinne einer Kampfkunst zur Selbstverteidigung begriffen werden. Wie ein roter Faden zieht sich das Ziel der durch die Grundbewegungen des Taekwondo. Dies ist der entscheidende Grund, weshalb auch die hoch entwickelten Techniken der Hyong vollständig im Sinne der Selbstverteidigung begriffen werden können.>
Die Einzigartigkeit der Hyong kann im Sinne einer Wechselwirkung mit anderen Kampfkünsten gedeutet werden. Im Vergleich gleich zum Kung-Fu beispielsweise kann man in den Formen ein bestimmtes Tempo und einen Rhythmus erkennen, und davon auch lernen, z.B. den Wechsel der schnellen und kurzen Pausen in den Stellungen.
Dies ist momentan ein Risiko, weil die Hyong-Bewertung auf bestimmten Regeln beruht. Aber auch wenn man in Zukunft aus diesen Regeln ausbricht (z.B. wenn man neue Varianten von Techniken ausarbeitet) wird die Kampfrichterbewertung immer von der Persönlichkeit und der Erfahrung abhängig sein.
Deshalb lässt sich die Frage „was ist Hyong?“ nicht nur durch die bloße Kraft des Körpers beantworten, sondern ist mit geistigen Implikationen verbunden. Das bedeutet, dass der Angriff die dem Körper eigentümliche Kraft und Schnelligkeit zeigen muss und in der Verteidigung die innere Ruhe des Geistes zum Ausdruck kommen soll. Daher sollten die Abwehrtechniken eher elegant und ruhig durchgeführt werden und die Angriffstechniken schnell und kraftvoll.
Darüber hinaus ist es auch wichtig, einen natürlichen Gesichtsausdruck
zu zeigen. Dass der Kampfschrei (Kihap) mit einer natürlichen
Stimme ausgeführt werden soll und dass die innere Kraft des
Bauchs (Dan-chen) unter dem Nabel lokalisiert werden muss, leuchtet
ein.
Dazu noch ein kleiner Tipp: Gerade bei der Handkantenabwehr sollte darauf
geachtet werden, dass die Fingerhaltung richtig ist. Man darf die
Kraft nicht in die Fingerspitzen bringen, indem man die Finger durch
drückt, sondern man muss das erste und zweite Fingergelenk
beugen, damit sich die Handkante kräftig anspannt.
Am Anfang und Ende des Hyong-Wettbewerb sollte eine würdige
Handlung und Höflichkeit gezeigt werden, die den Respekt vor den
Anderen zum Ausdruck bringt.
Als ein Beispiel kann hier Jens Lehmann, der deutsche Torwart bei einer Fußballweltmeisterschaft genannt werden: Er nutzte beim Elfmeterschießen gegen Argentinien die Hinweise, die der Trainer für ihn vorbereitet hatte. Daran sehen wir den bleibenden Verdienst des Trainers für die guten Leistungen des Sportlers. Beim Hyongwettbewerb ist es genauso. Erfolg stellt sich ein, wenn der Sportler ausführliche Informationen über den Gegner hat, individuelle Hinweise zu den Kampfrichtern, zu den Kriterien des Wettbewerbs und vor allem zu den einzelnen Hyongs etc.